Woran erkennt man gute Planung? In der Rückschau, nach Umsetzung eines Plans, lässt sich diese Frage leicht beantworten. Nur: dann ist es oft schon viel zu spät, um Planungsfehler kostengünstig zu korrigieren. Die Standardisierung von Planungsprozessen bei Produktionsvorhaben ist gerade für innovative kleine und mittlere Unternehmen interessant, denn sie reduziert nicht nur Planungsaufwand, sondern vermeiden auch kostspielige späte Korrekturen. Forscher vom RIF Institut für Forschung und Transfer e.V. haben unter der Leitung von Prof. Dr. Jochen Deuse in mehreren Forschungsvorhaben grundlegende Standards entwickelt und jetzt erfolgreich in die internationale Normung eingebracht. RIF-Mitarbeiter Jochen Hartung konnte die Ergebnisse beim Technical Committee (TC) 184 der International Organization for Standardization (ISO) in Japan präsentieren. Softwareanbieter, Anwender und Dienstleister im Bereich der Digitalen Fabrik können nun die Qualität von Planungen auf der Basis der Normenreihe ISO 18828 vergleichen und bewerten.
„Im Alltag produzierender Unternehmen laufen Planungsaufgaben in vielen Fällen nicht sehr strukturiert und vor allem nicht einheitlich ab. Unvollständige Informationen und Übertragungsfehler sind klare Anzeichen fehlender Standards. Unterstützende Softwarekonzepte – Schlagwort Digitale Fabrik – sind für ihre Optimierung auf praxisgerechte, unternehmensübergreifende Standards angewiesen“, sagt Julian Schallow, ebenfalls Mitarbeiter des RIF in der Forschungsgruppe Digitale Fabrik.
Seit über fünf Jahren arbeitet das RIF bereits an der entwicklungsbegleitenden Normung der Produktionsplanung für die Digitale Fabrik. 2012 konnte mit dem VDMA Einheitsblatt 66421 ein Referenzprozess für diedigitale Planung von Produktionsprozessen vorgestellt werden, der die verschiedenen Planungsphasen mit typischen Informationsflüssen abgrenzte. Darauf aufbauend konnte mit BMWi-Förderung das Standardisierungsprojekt „Referenzprozess zur durchgängigen Produktionsplanung – Vorbereitung der Standardisierung von Informationsflüssen und Planungskennzahlen (ReProInPlan)“ erstellt werden. Der nun international genormte Referenzprozess innerhalb des ISO 18828 Rahmenwerks legt weitere Kennzahlen zu den Hauptinformationsflüssen und Steuergrößen der Planung fest.
Anhand dieser Parameter können Planungsingenieure bereits während der Entwicklung der Produktionsplanung eventuelle Schwachpunkte erkennen und gegensteuern. So kann zum Beispiel das Konzept für eine Logistikplanung anhand des Anteils der im Umlauf befindlichen Behälter messbar gemacht werden. Hinzu kommen Kennzahlen, die sich am Planungsprozess selbst orientieren. So zeigt etwa die „Iterationsquote“ an, wie oft ein Planungsprozess bis zum erfolgreichen Abschluss der Aufgabe durchlaufen wird. Damit eröffnen die Normungen auch ganz neue Gestaltungsmöglichkeiten für Softwaretools, ob Komplett- oder Einzellösungen, im Umfeld der Digitalen Fabrik.
Aufbauend auf den erarbeiteten Standards geht die Normungsarbeit für das RIF bereits in eine neue Runde. Seit dem Frühjahr sucht die Forschergruppe unter Leitung von Professor Deuse gemeinsam mit dem langjährigen Projektpartner PDTec AG, Karlsruhe, im Verbundprojekt „Referenzprozess zur durchgängigen Produktionsplanung –Standardisierung des Manufacturing Change Management (ReProMan)“ nach Standards zur Integration von Planung und Produktion. Auch diese Arbeiten sollen in das bestehende ISO Rahmenwerk eingebettet werden. Produktionsplaner, Software-Entwickler und IT-Dienstleister können das Rahmenwerk bei der ISO unter der Nummer 18828 einsehen und begleiten.
RIF-Presseinformation, 20.10.2016